Entlang des Muldental- Radwanderweges (Teil 10)
Ein kleiner Abstecher nach Nitzschka
Die alten Messtischblätter, immer wieder auf der Grundlage der klassischen Nagelschen Landvermessung aus den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts aktualisiert, unterscheiden zwischen Ober- und Unternitzschka. Die geteilte Grundherrschaft im Kirchhof bestand bis 1945.
Eher nur ein Vorwerk
Viel Bauliches vom ehemals recht ansehnlichen Rittergut
Obernitzschka blieb nach den Abrissen von 1948 nicht mehr erhalten. Im
frühen 16. Jahrhundert besaß die kopfreiche Familie von Minckwitz
das Rittergut. Von ihr ging auch der Bau des heutigen Schlosses Trebsen
aus.
Das Rittergut Unternitzschka war schon im frühen
19. Jahrhundert eher ein Vorwerk. Beide Grundherrschaften nutzten auch
die großen Wiesenflächen in der weiten Muldenaue. Der Fluss
prallt unterhalb der Mauer hart auf das steinerne Ufer und wird umgelenkt.
Nahe des Rittergutes bestand eine Kahnfähre.
Sie ist bildlich durch eine Bleistiftzeichnung belegt - das Original ist
leider verschollen und seine Datierung umstritten. So gibt es um das schöne
Blatt einen literarischen Streit.
Johann Gottfried Seume steht eindeutig in einem
hölzernen Fährkahn, der an einem Seil hängt, das an einem
großen Baum befestigt ist. Er war mit dem Leipziger Dichter und Zeitschriftenherausgeber
Siegfried August Mahlmann gut bekannt.
Der Herausgeber hatte bis 1807 in der „Zeitung für
die elegante Welt“ Beiträge von Seume veröffentlicht. Richtig
bleibt, dass der Wanderer Seume die Fähre zwischen Walzig und Nitzschka
wenigstens 1798 benutzt.
Schiffmühle verlegt
Dicht neben den ehemaligen Rittergutsbauten steht
die jetzt gut renovierte Saalkirche mit ihrem weißen Westturm. Wenig
unterhalb der Fähre lag auch die Schiffmühle in der Mulde. Es
gab sie dort zwischen 1825 und 1874. Sie wurde dann flussaufwärts
und auf das linke Ufer verlegt.
Rudolf Priemer
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Blick von den Überresten des Rittergutes auf die Mulde. Foto: Peschel |