Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 2. April 2005

Entlang des Muldental- Radwanderweges (Teil 10)
Ein kleiner Abstecher nach Nitzschka

Die alten Messtischblätter, immer wieder auf der Grundlage der klassischen Nagelschen Landvermessung aus den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts aktualisiert, unterscheiden zwischen Ober- und Unternitzschka. Die geteilte Grundherrschaft im Kirchhof bestand bis 1945.

Eher nur ein Vorwerk
Viel Bauliches vom ehemals recht ansehnlichen Rittergut Obernitzschka blieb nach den Abrissen von 1948 nicht mehr erhalten. Im frühen 16. Jahrhundert besaß die kopfreiche Familie von Minckwitz das Rittergut. Von ihr ging auch der Bau des heutigen Schlosses Trebsen aus.
Das Rittergut Unternitzschka war schon im frühen 19. Jahrhundert eher ein Vorwerk. Beide Grundherrschaften nutzten auch die großen Wiesenflächen in der weiten Muldenaue. Der Fluss prallt unterhalb der Mauer hart auf das steinerne Ufer und wird umgelenkt.
Nahe des Rittergutes bestand eine Kahnfähre. Sie ist bildlich durch eine Bleistiftzeichnung belegt - das Original ist leider verschollen und seine Datierung umstritten. So gibt es um das schöne Blatt einen literarischen Streit.
 Johann Gottfried Seume steht eindeutig in einem hölzernen Fährkahn, der an einem Seil hängt, das an einem großen Baum befestigt ist. Er war mit dem Leipziger Dichter und Zeitschriftenherausgeber Siegfried August Mahlmann gut bekannt.
Der Herausgeber hatte bis 1807 in der „Zeitung für die elegante Welt“ Beiträge von Seume veröffentlicht. Richtig bleibt, dass der Wanderer Seume die Fähre zwischen Walzig und Nitzschka wenigstens 1798 benutzt.

Schiffmühle verlegt
Dicht neben den ehemaligen Rittergutsbauten steht die jetzt gut renovierte Saalkirche mit ihrem weißen Westturm. Wenig unterhalb der Fähre lag auch die Schiffmühle in der Mulde. Es gab sie dort zwischen 1825 und 1874. Sie wurde dann flussaufwärts und auf das linke Ufer verlegt.

Rudolf Priemer
 

Touristisch anziehend: 

Blick von den Überresten des Rittergutes auf die Mulde. 

Foto: Peschel